Freies Kino: Keine Tricks

Animation zwischen Tradition und Innovation
Video Film Visuelle Kunst Screening
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1 Termin
Dienstag 21. Jänner
21. Jän.
Di
20:00
eSeL – Artverwandtes
Veranstaltet von:

Das Kurzfilmprogramm bietet einen facettenreichen Einblick in die Entwicklung des künstlerischen Animationsfilms in Österreich. Von experimenteller Arbeit in den 80ern über die spielerische Erforschung neuer Techniken bis hin zu zeitgenössischen Werken zeigt das Programm, wie heimische Animationskünstler*innen das Medium immer wieder neu definieren und prägen.

Ohne sich auf gängige Erzählmuster oder technische Standards zu beschränken, loten die Filme die Grenzen zwischen Kunst, Animation und Film aus. Sie reflektieren gesellschaftliche Themen, persönliche Visionen und die kontinuierliche Suche nach innovativen Ausdrucksformen. Dabei werden sowohl traditionelle Techniken als auch digitale und hybride Ansätze erkundet. Die Filmauswahl lädt dazu ein, die Vielfalt, Experimentierfreude und Eigenständigkeit österreichischer Animationskunst zu entdecken. Es zeigt eindrucksvoll, dass auch „keine Tricks“ manchmal die größte Magie entfalten können – im Spiel zwischen Form, Bewegung und Bedeutung.

PROGRAMM

Peter Putz - TV Montezuma | 1987 | 3:24 min
Ein atemberaubender Wettlauf durch die Animation, eine bizarre Reise durch die Geheimnisse des Zeichnens und Videos, mit Zitaten aus Jonas Mekas’ Film „Standing in the Desert and Counting the Seconds of My Life“.

Stefan Stratil - Vivus Funeratus | 1992 | 4:11 min
Der beherzte Versuch des Hauptdarstellers, seine überschäumenden Illusionen und erotischen Begierden auszuleben, schlägt fehl. Die spitzen Absätze erbarmungsloser Plastikfrauen stoßen den Helden in unendliche Tiefen. Hilflos gleitet er in eine Welt erstickender, zersetzender Isolation. Er entgeht gerade noch der völligen Vernichtung, aber so etwas darf in Zukunft nicht mehr passieren! Dramatische Beleuchtung, fließende Schritte, Supercloseups und Untersodawasseraufnahmen erzeugen eine befremdlich verträumte Atmosphäre dunkler Vertaulichkeiten. (Alexander Ivanceanu)

Thomas Renoldner - Rhythmus 94 | 1994 | 4:01 min
Thomas Renoldner verarbeitet in „Rhythmus 94” die sanfte, gleichförmige Bewegung einer Figur über die Leinwand zu abstrakten Texturen mit computergrafischen Obertönen. Eine synthetische Meditation. (Stefan Grissemann)

Virgil Widrich - Fast Film | 2003 | 13:54 min
Ein Kuss, ein glückliches Paar – dann wird die Frau entführt. Der Mann begibt sich auf eine wilde Rettungsmission, die in das Innere der Erde und die Zentrale des Bösen führt. „Fast Film” erzählt vordergründig eine simple Geschichte, doch alle Szenen stammen aus 300 Filmen, und die Held*innen wechseln ständig ihre Identität. Besonders beeindruckend ist die Herstellung: 65.000 Papierausdrucke wurden gefaltet, arrangiert und Bild für Bild aufgenommen. Jede Szene kombiniert mehrere Bildebenen, teils bis zu 30. Diese 14-minütige Hommage an das Actionkino ist eine furiose Reise durch die Filmgeschichte, die dem Genre neue Dimensionen verleiht. (Nach einem Text von Peter Tscherkassky)

Veronika Schubert - In erster Linie | 2009 | 5:30 min
Auf 3000 Glasplättchen sind Umrisslinien von Wolkenbewegungen graviert. Die Linien wirken wie eine sich ständig verändernde Grenzlinie auf einer imaginären Landkarte. Die Tonebene ist eine Collage aus TV-Sätzen, die alle im September 2015 aufgenommen wurden, als tausende Flüchtlinge in Österreich ankamen. Die Soundcollage bildet die Hilflosigkeit und Unfähigkeit der österreichischen Regierung ebenso ab wie die Uneinigkeit auf europäischer Ebene. Politiker*innen verstecken sich hinter hohlen Phrasen und Gemeinplätzen, das Fernsehen reagiert mit immer gleichen Formulierungen.

Adnan Popovic - TINAMV1 | 2011 | 4:59 min
Animation. Perfektion. In Zeiten von digitalem Überschwang weiß Adnan Popović mit einer punktgenauen Choreografie großteils analoger Animationstechniken zu überzeugen. Ein weißer Gang dient dabei als Setting des Musikvideos für das Wiener Elektronikerduo Kilo. Jedes Sample, jede Spitze wird darin durch Objekte, Malerei oder Licht ins Räumliche übersetzt. Der detailverliebte Reigen von Farben und Formen weckt Assoziationen zu Genres und Moden, lässt sich aber nirgendwo festmachen, erfindet sich beständig neu.

Flavia Mazzanti - Sympoietic Bodies | 2020 | 11:12 min
Die Grundidee des Films basiert auf zwei Annahmen: Die Welt ist in ständiger Veränderung – “a continuously changing state of becoming” – und nichts entsteht unabhängig. “Nothing makes itself” – alles wird gemeinsam geschaffen, Sympoiesis statt Autopoiesis. Ständige Bewegung zeigt sich auch in der Physik: Elektronen rasen um Atomkerne, die Erde dreht sich um die Sonne, und alles bewegt sich durch die Zeit – außer Licht, das immer mit ihr reist. In der Metaphysik beschreibt Heraklit Ähnliches: „Alles fließt. Man kann nicht zwei Mal in denselben Fluss steigen.” Und: „Alles ist gleichzeitig voll und leer” – ein Misstrauen gegenüber dem Absoluten. So wie alles miteinander verbunden ist, hängt die Welt von unserer Wahrnehmung ab. Es gibt mehr als eine Welt.

Paul Wenninger - O | 2021 | 5:38 min
Ein Tänzer als Filmemacher sieht ab von überflüssigen Bewegungen und überlässt sich in einer Villa in der Bretagne jenem (individuellen wie gesellschaftlichen) Zustand, den der französische Philosoph Paul Virilio mit „Rasender Stillstand“ umschrieben hat. Einzelbild für Einzelbild durchläuft Paul Wenninger „stehend“ Runden in einem leeren Salon, stets mit dem Rücken zu den Wänden und Fenstern. Draußen ziehen stürmische Szenen vorbei, aber die Außenwelt bleibt eine Projektion: Bäume, Strände, Parks im Zeitraffer. In „O” verschmelzen Wenningers „Körper“ – Choreographie, Installation, Animation – zu einer dichten Einheit. Er steht rastlos still, begleitet von Peter Jakobers minimalistisch rockender Musik, in roten Sportschuhen mit der Eleganz eines New Wave-Stars der 1980er. Kurzzeitig donnern Stühle über den Boden, doch hinsetzen? Undenkbar. „O” wirkt wie ein zeitloser Clip, der die Grenzen von Raum und Zeit verschwimmen lässt. Inmitten seiner Drehung entsteht eine Blase, in der das Kontinuum Pause macht. Ein Film, der lange nachwirkt. (Nach einem Text von Claus Philipp)

Niki Jantsch - The Music That You Play | 2022 | 4:11 min
„The music that you play“ ist ein Song der österreichischen Band Yellow Mellow, dessen Musikvideo vom Animationskünstler Nikolaus Jantsch mit einer Technik namens „direct animation“ oder „drawn on film“ gestaltet wurde. Das Filmmaterial entstand durch Malen, Zeichnen und Kratzen direkt auf 16mm-Film. Mit Hilfe moderner Software wird diese jahrhundertealte Technik zu einem frischen Ansatz, der den Charakter der mitreißenden Musik unterstützt und großartige Klänge in eine packende visuelle Bildsprache verwandelt. „You say, you have no feelings for this world outside your room. You say the only healing is that the music is going on.“ Die ersten beiden Zeilen des Songs beschreiben auf wunderschöne Weise die Gefühle vieler Menschen: Musik als Zufluchtsort vor dem unangenehmen Alltag zu erleben.

Ani Antonova & Dimiter Ovtcharov - Cornucopia | 2022 | 7:49 min
Ein Mann wandert in ständiger Suche und Verfolgung, getrieben von der Sehnsucht nach einem magischen Füllhorn. Seine Irrfahrten werden auf der Oberfläche einer antiken Vase zum Leben erweckt.

Susi Jirkuff - Wo ich wohne | 2022 | 11:01 min
In „Wo ich wohne” zeichnet Susi Jirkuff den Abstieg einer Person visuell und erzählerisch nach. „Ich wohne seit gestern einen Stock tiefer“, sagt die Protagonistin – doch niemand reagiert. Basierend auf Ilse Aichingers Erzählung entwickeln die Elemente des Hauses ein Eigenleben, und Jirkuffs Kohlestriche färben die weiße Fläche grau, passend zur Atmosphäre des Kellers. Wie in „Vermessung der Distanz” (2019) thematisiert Jirkuff das (Nicht-)Verhalten der Mitmenschen. Aichingers Erzählung, 1955 erschienen, reflektiert ihre NS-Erfahrungen: In Ämtern blieb nach Kriegsende alles unverändert, und ihrer dezimierten Familie wurde gesagt: „Schlafen S’ in der Hängematt’n.“ Wen interessierte das damals – und wer fragt heute nach der Wohnsituation bedrohter Menschen? (Nach einem Text von Andreas Dittrich)

Anna Vasof - The Second Life of Burned Trees | 2023 | 6:10 min
Die Künstlerin wird zur Dokumentaristin einer von Katastrophen geprägten Welt. Die verkohlten Bäume vor der ockerfarbenen Kulisse verwüsteter Olivenhaine wirken wie imposante Skelette – Zeugnisse vergangener Jahrhunderte und Inspiration für groteske Gestalten und Gesichter. In ihrem hybriden Animationsfilm zeigt Vasof das Phänomen der Pareidolie und erweckt durch minimalistische Effekte neues Leben: ein blinzelndes Reptil, ein schnappender Vogel, ein rauchender Mann. Wo die Klimakrise längst Realität ist, sucht Vasof nach den Überresten vergangener Leben – und erfindet sie neu. Eine kluge, humorvolle Ökohorror-Meta-Animation, die dem Klimawandel ein Gesicht gibt. (Nach einem Text von Michelle Koch)

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