Über Generationen hat wenig unser Bild von Familie so geprägt wie das Fernsehen. „Aber wer ist dieses ‚Wir‘“, fragt Joana Tischkau, „an das sich ‚Eine schrecklich nette Familie‘ wendet? Wer erkennt sich in wem in ‚Alf‘ wieder?“
Die Choreografin und Performerin inszeniert zusammen mit ihrem Zwillingsbruder Aljoscha, der sonst als Sozialpädagoge arbeitet, eine ganz besondere Revue über Fernsehen und Familie. In „Yo Bro“ turnen sich Joana und Aljoscha Tischkau, unterstützt von einer gecasteten Verwandtschaft wildfremder Leute, einmal durch all die Repräsentationen, mit denen massenmedial Familie performt wird. Und Körper ziehen sich Kostüme an, um die Rollen durchzuspielen, die nicht-weißen, aber auch queeren Personen gemeinhin nicht zugeschrieben werden. Lebende Bilder widersprüchlicher, unklarer Zuschreibungen. Die Kelly Family singt „We are the world“. Ein Tanz durchs Archiv kollektiver Erinnerungen an Fernsehabende der 1980er- und 1990er-Jahre, an dessen Ende sich das Bild von Familie neu zusammensetzt. Mit den Jacksons. „Wetten, dass..?“
Joana Tischkau, geboren in Göttingen, ist Choreografin und Performerin. Am Institut für Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen erforschte sie, wie sich popkulturelle, Schwarz konnotierte, dem sozialen Raum zugeschriebene Tanzpraktiken mit intersektionalen, feministischen, postkolonialen Theorien in eine künstlerische Praxis verweben lassen. Zudem ist sie Mitbegründerin des Österreichischen Museums für Schwarze Unterhaltung und Black Music.