Horror Patriae

Zeitgenössische Kunst Ausstellung
Von Freitag
20. September
2024
bis Sonntag
16. Februar
2025
Neue Galerie Graz und BRUSEUM
Joanneumsviertel
8010 Graz
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1 Termin
bis Sonntag 16. Februar
bis So,
16. Feb.
Horror Patriae
Veranstaltet von:

Nationalmuseen sind Geisterhäuser. Gegründet von Reichen und Staaten, die längst nicht mehr existieren, dienten sie dazu, nationale Mythen zu konstruieren und zu bestätigen. Auch wenn sich die Welt ständig verändert, treiben einstiger Größenwahn und kleinliche Ressentiments dort häufig noch ihren Spuk.

Die Ausstellung Horror Patriae ist ein Herzstück des steirischen herbst ’24. Sie setzt sich mit der dunkleren Seite des Patriotismus in all seinen Formen auseinander, und das auf der ganzen Welt. Veranstaltungsort ist das historische Gebäude des Joanneums (heute Universalmuseum Joanneum). Gegründet im Jahr 1811 als Museum der Aufklärung mit einer Bildungsfunktion, war das Joanneum im Zentrum dessen, was der Historiker Benedict Anderson eine „vorgestellte Gemeinschaft“ nennt. Wie Anderson in seinem einflussreichen Buch Die Erfindung der Nation (1983) argumentiert, sind alle Nationalstaaten, wie wir sie kennen, Erfindungen, Werke der kollektiven Vorstellungskraft des Bildungsbürgertums. Museen, ebenso wie Romane, Zeitungen und Theaterstücke, sind Orte dieser Konstruktionsarbeiten.

In dieser Welt imaginärer Staaten war der, den das Joanneum zeigte, besonders flüchtig: Die Steiermark war eher eine Provinz als ein Staat, obwohl Graz zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Geschichte – während der Renaissance – die Hauptstadt eines Territoriums namens Innerösterreich war, das Teile des heutigen Italiens und Sloweniens umfasste. Der Gründer des Museums, Erzherzog Johann (1782–1859), förderte den Lokalpatriotismus gegenüber der noch schwammigeren Identität eines riesigen Vielvölkerstaates mit Nachdruck. Dennoch legte er mit seiner überraschend universalistischen Denkweise großen Wert auf die Notwendigkeit, von allen Ländern zu lernen – insbesondere im Bereich des Handwerks und der Technologie. So strukturierte er das Museum als Katalog von Leistungen, die es wert sind, studiert zu werden.

Die spätere Geschichte des Joanneums stand ganz im Zeichen von Spannungen zwischen dem Lokalen und dem Kosmopolitischen. In den 1880er-Jahren entwickelte es sich zu einem angesehenen Museum der „hohen“ Kunst. Allerdings wurde 1913 auch eine Abteilung für das bäuerliche Alltagsleben eingerichtet. Im 19. und frühen 20. Jahrhundert wandte sich die Institution hin zum Deutschnationalismus, der den „Anschluss“ ermöglichte. In den 1950er-Jahren gab es wiederum eine paradoxe Wiederbelebung Innerösterreichs, dieses Mal als rein imaginäres Bündnis.

Unter Bezugnahme auf diese und viele andere lokale und internationale Geschichten entwirft Horror Patriae ein alternatives Museum nationaler Komplexe und dunkler Fantasien. Die Ausstellung kombiniert Werke und Artefakte aus den verschiedenen Sammlungen des Universalmuseums Joanneum mit Arbeiten zeitgenössischer Künstler:innen und ist in mehrere fiktive Abteilungen gegliedert. Ist dieses Museum dysfunktionaler und widersprüchlicher Nationalitäten die einzige Möglichkeit, sich ein Nationalmuseum in einer Zeit wie der unseren vorzustellen, in der patriotische Gefühle positiv aufgenommen werden, auch wenn sie eine dunkle Seite haben?

Kuratiert von Ekaterina Degot, David Riff, Gábor Thury und Pieternel Vermoortel, unterstützt von Beatrice Forchini und Tobias Ihl

Berater:innen: Ulrich Becker, Ulrike Hausl-Hoffstätter, Eva Maria Hois, Herwig G. Höller, Günther Holler-Schuster, Birgit Johler, Karin Leitner-Ruhe, David Nayer, Wolfgang Paill, Barbara Porod, Barbara Seyerl

Eine Kooperation von steirischer herbst ’24 und Neue Galerie Graz / Universalmuseum Joanneum

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