Kapitel 2
Wenn die Website aufhebekunst.net vom Herbst 2021 der Prolog zum Forschungsprojekt Dismantling the Archive - The Art of Disappearance war, so versteht sich die Ausstellung Catalogue déraisonné als Epilog desselben. Im ersten Fall wurden die Besucher_innen (un)missverständlich dazu aufgefordert, sich als Handlanger_innen des Verschwindens zu betätigen, nun werden sie als Kompliz_innen des Verlassens adressiert.
Catalogue déraisonné der Agentur für Unabkömmlichkeitsbegründungen exponiert das Werkverzeichnis des 2023 zum Verschwinden gebrachten Archivs des Kunstkollektivs Fritzpunkt, ist also als Rekonstruktion eines Phantoms zu lesen.
271 noch vorhandene Ausstellungsschilder werden so kontextualisiert, daß die Besucher_innen des in den Arbeitsräumen des Modelabels WendyJim stattfindenden Projekts instand gesetzt werden, sich am Verflüchtigen dieser Überbleibsel zu beteiligen. Rangieren Sie aus, machen Sie abgängig, kassieren, verwerfen, verstreuen und dislozieren Sie.
Wer während der Ausstellungsdauer vom 13. bis 19. September nicht in Wien ist,
hat die Möglichkeit, sich ein Exponat unentgeltlich zusenden zu lassen. Ein Mail mit Nennung von Name, Postadresse und einem Vorschlag, wie das Exponat im Sinne des Projekts behandelt werden will, genügt. Die Zusendung erfolgt nach dem Ende der Ausstellung.
Nach Abschluß dieses Projekts wird die Agentur für Unabkömmlichkeitsbegründungen die in der Bearbeitung des Archiv Fritzpunkt gewonnenen Erkenntnisse und Techniken auf andere staatliche, private und künstlerische Archive anwenden.