Dagobert Peche (1887–1923) ließ die Formensprache der Wiener Werkstätte (WW) gleichsam explodieren.
Auf die Geometrie der WW-Gründer Josef Hoffmann und Koloman Moser antwortete er mit opulenten, aus der Natur gewonnenen Dekoren; Gebrauchsgegenständen verlieh er eine Vielschichtigkeit, die Logik und Nutzwert bewusst unterlief. Theoretisch untermauerte Peche seinen Zugang mit der Schrift Der brennende Dornbusch, in der er die „Überwindung der Utilität“ forderte, um zu einem neuen künstlerischen Ausdruck zu gelangen. Der studierte Architekt wandte sich ab 1911 dem Kunstgewerbe zu und experimentierte mit diversen Materialien – Silber, Glas, Keramik, Leder und Papier. Er entwarf Schmuck, Möbel und Ausstellungs-Displays sowie sensationelle Stoff- und Tapetenmuster.
Nach über 25 Jahren widmet das MAK dem „Enfant terrible“ der Wiener Werkstätte erneut eine Großausstellung. PECHE POP zeigt die faszinierende Wirkung, die Peches Arbeiten auf das Design des 20. und 21. Jahrhunderts hatten und haben: vom Art-Déco-Stil über die Postmoderne bis in die Gegenwart. Bereits in den 1920er/30er Jahren gab es eine Reihe von Peche-Epigon*innen, die vor allem einzelne Motive reproduzierten. Hierbei fehlte das Verständnis für ein komplexes Werk, das sich aus der Beschäftigung mit Rokoko und Klassizismus, mit Salzburger Brauchtum und der Kunst Aubrey Beardsleys speiste und immer wieder das Thema „Metamorphose“ variierte (der Mythos von Daphne, die sich in einen Lorbeerbaum verwandelte, gehörte zu Peches Lieblingsthemen). Die Postmoderne verbindet sich mit dem „Künstlerhandwerker“ (so sein Biograf Max Eisler) durch den Witz, das Erzählerische und Verspielte der Objekte, während sich die Gegenwart auch den unheimlichen und skurrilen Aspekten seines Werkes widmet.
Der Katalog, der die Ausstellung begleiten wird, beschäftigt sich darüber hinaus mit der „Bühnentauglichkeit“ von Peches Arbeiten, die sich in diversen Filmausstattungen für Hollywood wiederfinden lassen und vertieft die Spurensuche der etwa 800 Objekte umfassenden Schau.
Gastkuratorin: Claudia Cavallar
Kuratorin: Anne-Katrin Rossberg, Kustodin MAK Sammlung Metall und Wiener Werkstätte Archiv